Wieslaw Kielar, gebürtig aus Przeworsk in Polen, war 21 Jahre alt, als er im Mai 1940 von der Gestapo verhaftet und als politischer Häftling ins Konzentrationslager Auschwitz transportiert wurde. Als Häftling mit der Nummer 290 erlebte er dort die gesamte Geschichte des Inbegriffes des deutschen Konzentrationslagersystems mit. Vom brutalen Lageralltag über die Zwangsarbeit bis hin zum Vernichtungslager. Kielar arbeitete im Lager, unter anderem als Krankenpfleger, Leichenträger und Installateur.

1944 wurde Kielar zunächst in das KZ Sachsenhausen überstellt. In Sachsenhausen wurden Arbeitskommandos zusammengestellt, die verschiedene, spezialisierte Aufgaben in Außenlagern übernehmen sollten. Kielar meldete sich, trotz Unkenntnis, als Elektriker und fand sich kurz darauf in einem Transport nach Porta wieder.

Er bekam eine neue Häftlingsnummer und wurde im Lager in Barkhausen untergebracht. Kielars Kommando war für die Verlagerung der Philips Röhrenwerke in das obere Stollensystem, Stöhr 2, ausgesucht worden. Er arbeitete hier in mehreren Kommandos und beschreibt in seinem autobiografischen Bericht „Anus Mundi“ explizit die fürchterlichen Lebensbedingungen im Lager, die katastrophalen hygienischen Umstände und die Misshandlung durch Wachmannschaft, Funktionshäftlinge und Zivilarbeiter.

Im Mai 1945 nach der Evakuierung der Lager an der Porta und mehreren Stationen in Nordwestdeutschland wurde Kielar in Wöbbelin von amerikanischen Truppen befreit.

1972 erschienen seine Memoiren unter dem Titel „Anus Mundi“, in denen er seine Haft in Auschwitz, Sachsenhausen und Porta Westfalica detailliert und schonungslos beschreibt. Noch heute gehört dieses Buch zu den Standardwerken der Konzentrationslagerbiographien. Wieslaw Kielar verstarb 1990 im Alter von 71 Jahren.

In der Nacht bekam ich Schüttelfrost, ich fühlte, dass ich starkes Fieber hatte. Ein quälender Husten zerriß mir buchstäblich die Lungen. Mit Entsetzen stellte ich fest, daß ich Blut spuckte. Morgens meldete ich mich als Kranker. Ich wurde aber nicht auf den Krankenbau aufgenommen, weil ich zu niedrige Temperatur, kaum 38,5, hatte. Vielleicht war es gut so. Der Raum, den man großartig Revier nannte und der an den Abort grenzte, war eine typische Liquidierungsstätte. Hier starben langsam die armen Dänen und Holländer, die Durchfall hatten.

(Wieslaw Kielar, Anus Mundi)