Jahresrückblick 2019

Ein ereignisreiches Jahr 2019 liegt hinter der KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica. Wie immer möchten wir das Jahresende nutzen, um die vergangenen zwölf Monate noch einmal Revue passieren zu lassen.

Ganz besonders hervorzuheben sind auch in diesem Jahr eine ganze Reihe gut besuchter Veranstaltungen. Ab dem Frühjahr 2019 liefen die Planungen für die Durchführung von Führungen in der ehem. Untertageverlagerung Dachs 1 auf Hochtouren, insgesamt konnten über 3000 Personen an Führungen teilnehmen, 2450 davon in öffentlichen Führungen, über 600 als Teil von Schulklassen oder im Rahmen der Erwachsenenbildung. Über 100 Ehrenamtliche waren wieder im Einsatz, um dieses große Arbeitspensum zu bewältigen. Insbesondere die AG Dachs 1 und die AG Gästeführungen haben durch großen zeitlichen Einsatz ganz Herausragendes geleistet. Ebenfalls sehr gut angenommen wurden die oberirdisch durchgeführten Rundgänge zu den Lebens- und Arbeitsorten der Häftlinge der Außenlager des KZ Neuengamme an der Porta Westfalica. Sowohl im Frühjahr als auch im Herbst wurde die Anzahl der angebotenen Termine wegen der hohen Nachfrage gegenüber den Ursprungsplanungen verdoppelt. Die Termine für das Frühjahr 2020 sind bereits in Vorbereitung.

Am 03. Mai wurde zum zweiten Mal die Dr.-Jørgen-Kieler-Medaille durch den Verein verliehen, in diesem Jahr ging die Auszeichnung an die AG Jüdischer Friedhof der Gesamtschule Porta, die damit für ihre langjährige Erinnerungsarbeit ausgezeichnet wurden.

Am 21. Mai wurden auf Initiative unserer AG Jüdisches Leben an der Porta Westfalica in Hausberge fünf weitere Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an Berta Simon, Rosalie und Leo Silberberg an der Hauptstraße 35 sowie an Ernestine Cohn und Walter Coblenzer an der Hauptstraße 51. An der feierlichen Verlegung waren neben unserer AG auch die Musikschule sowie Schülergruppen der drei weiterführenden Schulen aus Porta Westfalica beteiligt. Insgesamt sind nun 21 Stolpersteine in Hausberge verlegt worden.

Weitere Veranstaltungen waren unter anderem eine sehr beeindruckende Studienfahrt zur KZ-Gedenkstätte Neuengamme im Mai und drei außerordentlich gut besuchte Vorträge im Bürgerhaus Hausberge.

Auch für Angehörige von Opfern der NS-Konzentrationslager ist Porta Westfalica immer öfter ein Ziel. So besuchte uns die Belgische Vriendenkring / Amicale Belge de Neuengamme im April und legte am Mahnmal in Hausberge einen Kranz in Erinnerung an die belgischen Opfer der Außenlager in Porta nieder. Ende Oktober hatte Jack Ruijter zum ersten Mal die Chance, das Grab seines Großvaters in Lerbeck zu besuchen. Jacobus Ruijter wurde als Organisator der Verstecke für jüdische Mitbürger im niederländischen Ursem verhaftet und über Neuengamme nach Lerbeck verschleppt. Er starb im Dezember 1944 an den Folgen von Misshandlungen im Alter von 47 Jahren.

Die Entwicklung der ehemaligen Untertageverlagerung Dachs 1 als Ort für eine dauerhafte Gedenkstätte konnte der Verein ebenfalls einen großen Schritt voranbringen. Für unser Projekt zur Errichtung einer Gedenkstätte erhalten wir in den kommenden vier Jahren eine großzügige Förderung durch die Kulturstiftung des LWL, wodurch wir unser wissenschaftliches Forschungsprojekt finanzieren können. Dieses Projekt schafft die inhaltliche Basis für eine Ausstellung, eine Online-Dokumentation und gedenkstättenpädagogische Materialien. Im Rahmen des Projekts hat Thomas Lange als wissenschaftlicher Mitarbeiter am 01. Oktober seine Arbeit aufgenommen, bereits Anfang 2019 wurde er darüber hinaus zum Geschäftsführer des Vereins bestellt.

Für 2020 planen wir zusammen mit verschiedenen Partnerinitativen aus dem Kreisgebiet eine Veranstaltungsreihe zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. Alle Veranstaltungen der Partnerinitiativen werden in einem gemeinsamen Online-Kalender veröffentlicht, den Sie zukünftig unter www.erinnern-gedenken-handeln.de finden.

Die Auftaktveranstaltung findet statt am Dienstag, dem 18. Februar 2020, ab 17:30 Uhr (Einlass ab 17:00) im Schulzentrum Süd, Hoppenstraße, in Porta Westfalica-Hausberge. Geplant ist ein Vortrag von Prof. Dr. Malte Thießen, Leiter des Instituts für westfälische Regionalgeschichte des LWL, zum Thema Erinnerungskultur. Über das Jahr verteilt bietet der Verein Filmvorführungen und Vorträge an. Vom 15. bis zum 21. Juni findet dann in Porta Westfalica eine Themenwoche mit mehreren  Veranstaltungen statt. In Kooperation mit dem LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte wird eine mehrtägige Historikertagung in das Programm eingebettet. Die Führungen in der ehem. Untertageverlagerung  Dachs 1 werden voraussichtlich am 01. Juni 2020 starten, es liegen bereits über 4000 Anmeldungen vor und wir gehen davon aus, dass wir auch in diesem Jahr ausgebucht sein werden.

Der Verein ist inzwischen auf 135 Mitglieder angewachsen, unsere Arbeit wird weiterhin regelmäßig auf der Internetseite www.gedenkstaette-porta.de dokumentiert. Darüber hinaus findet man uns auch auf Facebook und Twitter. 

Wir danken allen, die den Verein bisher in so hervorragender Weise unterstützt haben – ob ideell, durch praktische Arbeit, durch Material oder durch Spenden – und wünschen ein frohes und gesundes neues Jahr.