Gemeinsam gegen das Vergessen und für eine demokratische Gesellschaft ohne Rassismus: Die Realschule Hausberge der Stadt Porta Westfalica und die KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica schließen einen Kooperationsvertrag.

Die Realschule Hausberge der Stadt Porta Westfalica und die KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica vertiefen ihre bestehende Zusammenarbeit. „Diese Kooperation erleichtert es uns als Schule, zeitgeschichtliche Erinnerung im Unterricht, in Schulfahrten oder in Projekten zu gestalten. Die Gedenkstätte ist ein Ort, an dem Geschichte unmittelbar erlebbar wird. Sie bietet unseren Schülerinnen und Schülern Lernangebote und lädt zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ein“, so Barbara Rottmann, Schulleiterin der Realschule Hausberge. Bernd Hedtmann, Vorsitzender der KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica ergänzt: „Wir stehen gemeinsam gegen das Vergessen von menschenverachtendem Handeln während der Zeit des Nationalsozialismus und für eine demokratische Gesellschaft ohne Rassismus ein.“

An der Porta Westfalica wurden in den Jahren 1944 und 1945 drei Außenlager des KZ Neuengamme eingerichtet. Über 3000 Männer und Frauen wurden unter menschenunwürdigen, grausamen Bedingungen als Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in unterirdischen Stollenanlagen und oberirdischen Arbeitsstätten für die Rüstungsproduktion eingesetzt. Sie litten schwer unter den Arbeits- und Lebensbedingungen, eine bis heute unbekannte Anzahl von ihnen starb in den Lagern. Die jüdische Bevölkerung Porta Westfalicas wurde im Nationalsozialismus stigmatisiert, ausgegrenzt und angegriffen. Ab 1941 wurden sie aus ihrer Heimat deportiert und in Gettos und Lager verschleppt. Fast alle kamen dabei ums Leben.

Barbara Rottmann: „Von unserem Kooperationsvorhaben profitieren beide Seiten: Projekte mit Schulen in der Region machen auf die Arbeit der Gedenkstätte aufmerksam, die so für Kinder und Jugendliche zu einem vertrauten Lern- und Begegnungsort wird. Wir als Schule erweitern unsere außerschulischen Lernangebote und bekommen dazu Anregungen, wie Führungen, Besichtigungen oder Gedenktage in den Unterricht eingebunden werden können.“

Jährlich werden Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 der Realschule im Rahmen einer Gedenkveranstaltung neun Stolpersteine pflegen, die 2016 in Erinnerung an die Familie Windmüller / Seligmann auf Initiative der AG Jüdisches Leben der KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica verlegt worden sind. Die Gedenkstätte bietet den Jahrgangsstufen 9 und 10 dafür im Rahmen von Projekttagen und auch außerschulischen Bildungsangeboten Exkursionen zu den Haft- und Arbeitsorten der Häftlinge der Außenlager des KZ Neuengamme an der Porta Westfalica, insbesondere in die ehem. Untertageverlagerung Dachs 1, an.

Thomas Hartmann, 2. Vorsitzender der KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica, beschreibt die didaktischen Ziele der Kooperation: „In Zusammenarbeit mit der Fachschaft Geschichte der Realschule wollen wir unterschiedliche Bildungsformate entwickeln und Schritt für Schritt realisieren. Das gesamte Kollegium der Realschule erhält dabei die Möglichkeit, sich intensiv über die verschiedenen Erinnerungsorte an der Porta Westfalica zu informieren. Geplant sind Fortbildungsveranstaltungen und Exkursionen zur lokalen NS- und Nachkriegsgeschichte, auch hier mit dem Fokus auf die Außenlager des KZ Neuengamme und die Geschichte der jüdischen Bevölkerung Porta Westfalicas vor 1945.“

Für die Realschule unterzeichneten Schulleiterin Barbara Rottmann, der Fachschaftsvorsitzende Paul Albrecht und die stellvertretende Schülersprecherin Luisa Spiering die Vereinbarung, für Gedenkstätte der 1. Vorsitzende Bernd Hedtmann und der 2. Vorsitzende Thomas Hartmann.