Mit der Anbringung einer „Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdischen Mitbürger aus Hausberge, die der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933 bis 1945 zum Opfer gefallen sind“ an der Hauptstraße 21 begann 1989 auf Initiative des Bezirksausschusses Hausberge / Holzhausen im Rat der Stadt Porta Westfalica die öffentlich sichtbare ortsbezogene Erinnerungskultur gegen das Vergessen, Verschweigen und Verdrängen der Untaten der nationalsozialistischen Diktatur. Immerhin hatte auch Hausberge am 9. November des Jahres 1938 die Reichspogromnacht mitten im Ort mit brutalen Ausschreitungen gegen Juden erlebt und am Tag danach den Aufmarsch des „Rollkommando Freymuth“, das nach einem Mindener SA-Führer benannt war. Den jüdischen Bürgern taten die Braunhemden Gewalt an, Geschäfte wurden zerstört. 

Waren bis 1989 die Gräueltaten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in der Bevölkerung nach Kräften verdrängt worden, wurde jetzt der Weg endlich frei für den öffentlichen Blick auf die eigene Geschichte und Verantwortung. Und dazu gehörte insbesondere die Be-schäftigung mit dem KZ-Außenlager Porta des Konzentrationslagers Hamburg-Neuengamme. Seit 1984 hatte sich eine Schüler-Arbeitsgruppe des Städtischen Gymnasiums Porta Westfalica im Rahmen eines Geschichtswettbewerbes der Bundeszentrale für politische Bildung mit den Verbrechen im Portaner KZ-Außenlager befasst und diese 1986 in einem Buch mit dem Titel „Das Leben ist schön“ unter dem Verfassernamen Bleton veröffentlicht. Dafür erhielt die Arbeitsgruppe 1988 die „Kulturplakette der Stadt Porta Westfalica“. In der Veröffentlichung über Teile der Lebenserinnerung des Franzosen Pierre Bleton, der im KZ-Lager in Barkhausen als Zwangsarbeiter gequält wurde, forderten sie erstmals ein Mahnmal zur Erinnerung an die in der Porta umgekommenen KZ-Häftlinge. 1990 regte der Kulturausschuss des Rates eine solches Mahnmal offiziell an. Der SPD Ortsverein Porta Westfalica - Holzhausen übernahm wiederum über den Bezirksausschuss Hausberge / Holzhausen die Initiative und regte als Mahnmaltext Worte von Pierre Bleton an: „Nicht wissen wollen ist die bedingungslose Kapitulation“. Der Portaner Künstler Dietmar Lehmann schuf dazu 1992 ein überzeugendes Mahnmal in Form einer senkrecht stehenden Bronzetafel mit ausgemergelten KZ-Häftlingen auf einem übermannshohen Sandsteinblock.

Die Inschrift des Mahnmals lautet: 

„Nicht-wissen-wollen ist die bedingungslose Kapitulation.“ Pierre Bleton - Einer von 4000 Häftlingen in der Außenstelle Porta des KZ Neuengamme 1944/1945

Vor dem Mahnmal wurde eine weitere Bronzetafel als Erläuterung im Boden eingelassen. Ihr Text lautet wie folgt:

 

Im Rahmen kriegswirtschaftlicher Maßnahmen wurden 1944 / 1945 Rüstungsbetriebe unterirdisch in Stollen des Wiehengebirges und des Wesergebirges in Porta Westfalica untergebracht. Unter unsäglichen menschenverachtenden Arbeits- und Unterbringungsbedingungen mussten Häftlinge aus dem KZ Neuengamme, zwangsverpflichtete Arbeiter und Arbeiterinnen aus den von Deutschen besetzten Gebieten, aber auch gegen ihren Willen verpflichtete deutsche Männer und Frauen, schuften und leiden. Viele fanden dabei den Tod, andere erkrankten schwer. Ihnen allen gilt ein ehrendes Andenken.

"Wir alle, ob schuldig oder nicht, ob alt oder jung, müssen die Vergangenheit annehmen. Wir alle sind von ihren Folgen betroffen und für sie in Haftung zu nehmen Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985"

Stadt Porta Westfalica 1992

 

Örtlich fiel die Wahl auf einen von der Hauptdurchgangsstraße Kirchsiek gut zu erkennenden Standort am Rande des „Grünen Marktplatzes“ mitten im Zentrum von Hausberge. Am 9. Oktober 1992 wurde das Mahnmal für die gesamte Stadt Porta Westfalica durch den damaligen Bürgermeister Heinrich Schäfer im Beisein zweier Überlebender und der Witwe von Pierre Bleton feierlich eingeweiht.

 

Ein durch die Stadt und ihren Bürgermeister Stephan Böhme initiierter Runder Tisch führte 2009 zur Gründung des Vereins „KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica“ zur weiteren Aufarbeitung der Geschichte. Er hat u.a. 2014 unter dem Titel „Wege des Erinnerns“ sechs Tafeln mit Informationen zum historischen Kontext der Portaner KZ-Außenstellen und Rüstungsprojekte aufgestellt und seit 2015 nunmehr 22 Stolpersteine zur Erinnerung an die Schicksale Hausberger Juden durch den Künstler und Organisator der Initiative Stolpersteine, Gunter Demnig, verlegen lassen. Stolpersteine bilden inzwischen bundesweit das „größte dezentrale Mahnmal der Welt“ und damit schließt sich der Kreis zu den KZ-Mahnmalen in Hausberge, die als zeitgeschichtliche Mahnmale an die Opfer der Nationalsozialisten an der Porta erinnern und damit auch an die örtlichen Täter.