Anlässlich der Mitgliederversammlung am 25.09.2018 wurde seitens der KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte das Projekt "Vom Gedenkort zur Gedenkstätte" vorgestellt. Dieses Projekt stellt einen Fahrplan für die Einrichtung einer Gedenkstätte für die Häftlinge der Außenlager des KZ Neuengamme an der Porta Westfalica dar. Zentraler Ort der Erinnerung ist dabei die ehemalige Untertageverlagerung Dachs 1 im Jakobsberg, die in Häftlingsberichten als Arbeitsort auch "Hölle 1" genannt wurde.
Ein beständig großes öffentliches Interesse an der Geschichte der Außenlager des KZ Neuengamme an der Porta Westfalica besteht, seit der Verein ab 2014 ihre geschichtliche Bedeutung und das Leiden von ca. 3000 KZ-Häftlinge in der Öffentlichkeit in vielen Veranstaltungen und Führungen herausgestellt hat.
Erklärtes Vereinsziel seit Gründung im Jahr 2009 ist die Errichtung einer Gedenkstätte für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, die in den Außenlagern an der Porta Westfalica unter unmenschlichen, grausamen Bedingungen in den Stollenanlagen eingesetzt waren. Nun zeichnet sich ein Weg ab, wie dieses Ziel erreicht werden könnte.
Die Zugänglichkeit der ehemaligen Untertageverlagerung Dachs 1 wurde bereits bestätigt. Seit 2017 ist die Anlage als Besucherbergwerk geführt und steht unter Aufsicht der Bergbehörde. Hier erfolgt eine enge Abstimmung und alle Vorgaben werden vom Verein umgesetzt. Auch mit der Umweltbehörde des Kreises wird in enger Abstimmung geplant, welche Zeitfenster für Führungen möglich sind, um die in der Anlage überwinternden Fledermäuse zu schützen. Nachdem Vereinbarungen mit der Stadt Porta Westfalica und den weiteren Eigentümern der Anlage getroffen und ein geologisches Gutachten sowie ein Fledermausgutachten erstellt worden sind, werden in den kommenden Jahren nun weitere Voraussetzungen erfüllt, damit eine Gedenkstätte überhaupt denkbar wird.
Thomas Lange erläutert: „Wir befinden uns in einem Prozess, an dessem Ende das große Fernziel Gedenkstätte steht. Nun gilt es, die nächsten Schritte zu verwirklichen. Hierfür brauchen wir weiterhin behördliche, ehrenamtliche, ideelle und finanzielle Unterstützung. Diese Unterstützung hat der Verein in den vergangenen Jahren bereits in ganz herausragender Weise erfahren.“
Bereits Angehörige von ehemaligen Häftlingen, die die ehemalige Untertageverlagerung Dachs 1 im Jakobsberg 2015 anlässlich einer Tagung besichtigten, wiesen darauf hin, dass hier ein einmaliger, historisch bedeutender Gedenk- und Lernort gegeben ist. Nachdem sich dann das große Interesse abzeichnete, konnten 2017 ca. 2400 Personen mit einem großen Kraftakt des Vereins durch die Anlage geführt werden. In den vergangenen zwei Jahren gab es vielfältige Kontakte und Gespräche mit Behörden, kulturellen Einrichtungen, Stiftungen und Organisationen, die durchgängig signalisiert haben, dass dieses Projekt wichtig und förderwürdig ist.
Vor diesem Hintergrund beschloss der Verein 2017, ein Konzept zur Realisierung einer Gedenkstätte zu erarbeiten. Beauftragt wurde damit Vorstandsmitglied und Historiker Thomas Lange. Der legte der Mitgliederversammlung im September nun ein Konzept vor, in dem in vier Modulen beschrieben ist, wie eine Gedenkstätte realisiert werden kann.
Der Projektplan "Vom Gedenkort zur Gedenkstätte" besteht aus vier Bausteinen, die miteinander verzahnt sind und verschiedene Schwerkpunkte beinhalten. Nach Abschluss eines Moduls ist die Evaluation und Anpassung für die weiteren Projektschritte möglich und erwünscht.
- Baustein 2018 - 2019 - Schaffung der baulichen Voraussetzungen in Zusammenarbeit mit dem Geologischen Dienst des Landes NRW und der Bezirksregierung Arnsberg als zuständige Bergbehörde
- Baustein 2019 - 2023 - Schließen der Forschungslücke durch Schaffung der wissenschaftlichen Grundlagen für eine vernetzte Ausstellung und Online-Dokumentation
- Baustein 2023 - 2026 - Errichtung eines Gebäudes zur Aufnahme einer ganzjährigen Dauerausstellung und zur Einrichtung eines Lernortes
- Baustein 2026 - Aufnahme des regulären Betriebes der Gedenkstätte
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