Gespräch und Lesung am 15.02.2024: Aus Auschwitz nach Porta Westfalica – Wieslaw Kielar und sein Bericht „Anus Mundi“

Am Donnerstag, dem 15. Februar 2024 lädt die KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte zu der Veranstaltung Aus Auschwitz nach Porta Westfalica - Wieslaw Kielar und sein Bericht Anus Mundi"  ein. Beginn ist um 19 Uhr im Bürgerhaus Porta Westfalica (Am Park 1, 32457 Porta Westfalica)

Wieslaw Kielars erste Beschreibung von Porta Westfalica in seinem Buch „Anus Mundi“ lässt wenig von dem vermuten, was ihn dort erwarten wird:

„Man lud uns auf dem Güterbahnhof eines kleinen Städtchens mit dem merkwürdigen Namen „Porta Westfalica“ aus. Unser Erstaunen wurde noch größer, als wir dieses stille Städtchen sahen, das sich an beiden Ufern des Flusses an Gebirgshängen mit typischen Ferienhäusern ohne jegliche Spuren von Industrieobjekten hinzog. Wo waren denn hier die Philipswerke, in denen wir arbeiten sollten? [...] Wir [...] standen dann vor einem großen Holzgebäude, dessen Aussehen an eine alte Synagoge erinnerte, nur mit dem Unterschied, daß es mit Stacheldraht umzäunt war und Wachttürme an den Ecken hatte. Sollte das unser Konzentrationslager sein?“ 

Die Stimmung seines Berichtes sollte sich bald wieder verändern.

Der Pole Wieslaw Kielar trägt in Auschwitz die Häftlingsnummer 290. Er ist einer der ersten Gefangenen, die am 14. Juni 1940 in das neu eingerichtete Konzentrationslager eingeliefert werden. Bis zu seinem Transport im Herbst 1944 ins KZ Sachsenhausen und von dort nach Porta Westfalica und seiner anschließenden Befreiung im KZ-Außenlager Wöbbelin, vergehen fast fünf Jahre. Er wird in dieser Zeit Zeuge der NS-Verbrechen, der fabrikmäßigen Ermordung von Juden und anderer unschuldiger Menschen aus ganz Europa. Als Gefangener sieht er täglich Gewalt und Terror und überlebt selbst nur knapp. Seine Erinnerungen schreibt er auf, das Buch nennt er „Anus Mundi“. 1972 erscheint es in Polen, 1979 zum ersten Mal auf Deutsch. Es gilt auch heute noch als eine der eindrücklichsten Beschreibungen des Ortes, der Synonym für die größten aller Menschheitsverbrechen ist.

Doch genau so bekannt wie das Buch, genauso unbekannt ist sein Autor. Wieslaw Kielar verstarb 1990 im Alter von 70 Jahren. Im Gespräch mit Siegfried Ressel, der das Vorwort für die aktuelle Neuauflage von „Anus Mundi“ verfasst hat, begeben wir uns auf Spurensuche. Wir sprechen über den Autor und Kameramann Wieslaw Kielar und über sein Buch, dessen Entstehungs- und Veröffentlichungsgeschichte einen ganz eigenen Teil von deutscher und europäischer Zeitgeschichte und Erinnerungskultur widerspiegelt. Das Gespräch wird umrahmt von Passagen aus Anus Mundi, gelesen von Guido Meyer.

Der Eintritt ist frei, Spenden zugunsten der Gedenkstättenarbeit werden gerne entgegengenommen.

 

Foto: Wieslaw Kielar © Archiv Witold Podedworny, Cover Anus Mundi © S. Fischer Verlag